Beitrag von Julia

Dieser Cartoon verbildlicht viele Momente, die ich in den fünf Jahren, die ich jetzt mit Menschen mit Behinderung arbeite, in den verschiedensten Momenten erlebt habe. Natürlich überspitzt aber trotzdem treffend. Oft sind Menschen, die bisher keinerlei Berührungspunkte zu Menschen mit Behinderungen hatten, sehr unbeholfen im Umgang mit ihnen.
So kommt es immer wieder zu unangenehmen Situationen. Von mitleidigen Blicken im Supermarkt bis hin zum peinlich berührten Lächeln habe ich schon viele Situationen miterlebt, in denen Menschen unnatürlich auf Menschen mit Behinderungen reagiert haben. Wenn Kinder ihre Eltern zum Beispiel fragten: „Was hat der Mann?“, flüsterten diese oft zurück, dass der „Mann“ eine Behinderung oder Krankheit hätte und lächelten mir im Anschluss daran zu. Es war deutlich zu erkennen, dass ihnen die Situation peinlich war.
Wenn ich dann mit Menschen über meine Arbeit spreche, kriege ich oft Aussagen zu hören wie: „Respekt! Das könnte ich nicht.“ Oder „Ich habe ja schon in vielen Bereichen gearbeitet, aber das habe ich mir nie zugetraut.“
Ich glaube, dass alle diese Aussagen und komischen Situationen nicht darauf zurückzuführen sind, dass Menschen mit Behinderung nicht gemocht oder nicht akzeptiert werden, sondern dass eine große Unsicherheit und Unbeholfenheit im Umgang mit Menschen mit Behinderung besteht, die nur dadurch aus dem Weg geschafft werden kann, dass ein Miteinander entsteht und immer mehr Berührungspunkte und Kontakte zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen entstehen.
Und somit möchte ich an dieser Stelle Werbung machen für freiwillige Engagements in Wohngemeinschaften. Wenn man sich kurz darüber informiert, in welcher Form man sich bei einem Träger der Behindertenhilfe engagieren kann, wird schnell klar, dass es sich um Engagements handelt, die einem selbst alle Möglichkeiten der Gestaltung lassen und die zeitlich nicht belastend sein müssen. Die Website von Leben mit Behinderung Hamburg gibt einige Beispiele dafür: www.lmbhh.de/mitarbeiten/freiwilliges-engagement/
Darunter befinden sich viele Dinge, die zeitlich minimal aufwendig sind und die, wenn es einer:m Freiwilligen Sicherheit gibt, auch innerhalb der Wohngruppen stattfinden können, sodass im Notfall immer ein:e Ansprechpartner:in vor Ort wäre. Vorgeschlagen werden Aktivitäten wie gemeinsames Kaffeetrinken, Vorlesen, ins Kino gehen. Darüber hinaus fallen mir viele weitere Dinge ein, für die man wöchentlich nicht mehr als eine Stunde an Zeit aufbringen müsste. Kniffeln, Spazierengehen, Einkaufen, Quatschen, Kuchenbacken, Musizieren, Joggengehen und vieles mehr. Dabei ist es egal, ob einmal in der Woche, jede zweite Woche oder einmal im Monat.
Ich glaube, dass schon ganz wenig ganz viel bewirken kann und ich möchte alle, die Spaß an der Freude haben, dazu ermuntern einfach mal ein bisschen Zeit (auf welche Weise auch immer) mit Menschen mit Behinderung zu verbringen.