Engagementförderung durch universitäre Lehre in Zeiten von Corona

Inzwischen leiden viele von uns unter einem gehörigen Corona-Overkill. Die Pandemie beherrscht seit Wochen alle Medien und nimmt Einfluss auf sämtliche Lebensbereiche. Zunächst hieß es, wir müssten Corona als Chance betrachten. Als Chance für Digitalisierung und technischen Aufschwung. Für mehr Zeit mit der Familie. Als Chance für ein bisschen mehr Besinnung auf das Wesentliche. (Ja, was ist eigentlich wesentlich?) Als Chance für … Entschleunigung.

Sicher hat die aktuelle Situation auch positive Aspekte, allem voran aber handelt es sich um eine globale Krise, die viele Menschenleben kostet und unzählige Existenzen bedroht, große wie kleine. Diese Krise hat umfangreiche Auswirkungen auf die Gesellschaft als Ganzes – und betrifft Lehre und Forschung, die nicht im Elfenbeinturm stattfinden, sondern explizit mit gesellschaftlichen Fragestellungen zu tun haben, in mehrfacher Dimension. „Ziviles Engagement und Studium verbinden“ heißt unser Seminar – es verbindet zwei Bereiche, die unter den durch die Pandemie gegebenen Bedingungen völlig verändert sind. Wir können in diesem Semester also nicht nicht über Corona sprechen.

Was macht Corona mit unserer Gesellschaft? Ohne Frage beobachten wir einen Zuwachs an gesellschaftlicher Solidarität: viele Formen der Nachbarschaftshilfe, ehrenamtliche Online-Nachhilfe, Maskennähen für Pflegeeinrichtungen, Soli-Konzerte und Spendenaktionen. Und zugleich eine enorme Zunahme von Egoismen: Hamsterkäufe, Corona-Parties, absichtliches Anhusten auf offener Straße, das zur gesundheitlichen Bedrohung wird – bis hin zur Denunziation von Nachbarn, deren Kinder Besuch von Schulfreund*innen bekommen haben.

Das alles gehört für uns nun zur kollektiven Erinnerung an das Frühjahr 2020. Und zu Corona gehören auch eingeschränkte Grundrechte, wie das Demonstrations- und Versammlungsrecht. Seit Beginn der Krise begleiten uns Bilder und Berichte von Online-Demonstrationen der Seebrücke oder von #leavenoonebehind, von neuen Bußgeldkatalogen, Gesetzesverstößen und nicht selten Polizeigewalt.

Dieses Seminar will ziviles Engagement stärken, kritische Diskussionen fördern und Dimensionen individueller und gesellschaftlicher Verantwortung in den Blick nehmen. Also nochmal: Wir können nicht nicht über Corona sprechen.

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