Projekt [U25]

Zwischenbericht von Antonia

Als ich bei [U25] anfing, ging es mit der Ausbildung zur Krisenberater*in los. Diese erstreckte sich über 10 Termine in einem Zeitraum von einem halben Jahr. In dieser Zeit lernte ich viel über das Thema Suizid, seine psychischen Komponenten wie z.B. das Präsuizidale Syndrom nach Ringel und natürlich die eigentliche Mailberatung mitsamt ihrem rechtlichen Rahmen. Vor allem den Wert der Anonymität lernten wir kennen und ich persönlich im weiteren Verlauf der Arbeit zu schätzen.

Nach der Ausbildung fing ich im Januar 2020 Stück für Stück an Kontakte aufzunehmen. Ich erfuhr, wie es ist auf eine erste Antwort-Mail keine Rückmeldung zu erhalten, als auch wie sich eine tatsächliche Form der Beziehung über die Wochen aufbaut. Wie man sich über Briefe kennenlernt und welchen Wert die Arbeit bei [U25] für die jungen Menschen hat, die sich beim Projekt melden.

Die ersten Mails waren eine Herausforderung: Ich wusste noch nicht, wie ich für mich selbst am besten vorgehen kann und machte mir natürlich Gedanken, wie das Geschriebene auf der anderen Seite ankommt. Mit der Zeit lernte ich mich sich selbst darin kennen und erfuhr durch viel Feedback, worauf es ankommt. Natürlich steigt auch das Vertrauen zu der jeweiligen Beratungsbeziehung, sodass sich auf eine Art eine eigene Sprache miteinander entwickelt. Vor nicht allzu langer Zeit erfuhr ich auch, wie es sich als Beratende anfühlen kann, von einem längeren Kontakt eine Suizidankündigung zu erhalten und auch von Suizidversuchen zu erfahren. Es war herausfordernd, aber es war sehr schön den Halt und die direkte unmittelbare Unterstützung des Teams zu erfahren. Ein sehr wichtiger Teil der Mailberatung ist die Abgrenzung und die Selbstfürsorge.

Dabei ist besonders die Supervision hilfreich und ermutigend. Im Team besprechen wir unsere Kontakte, Fragen, teilen Schönes und Schwieriges. Dieses Zusammensein stärkt sehr und gibt mir immer mehr Selbstvertrauen in der Beratung. Durch den Austausch über die Erfahrungswerte der anderen Ehrenamtlichen lernte ich weiter unglaublich viel und die unterschiedlichsten Perspektiven kennen.

Vor Kurzem, im November 2020, durfte ich bei einem Zeitschriftenartikel über [U25] mitwirken. Der Artikel erschien in der aktuellen Ausgabe des Veto – Magazin für Protest und Verantwortung. Diese Erfahrung war unglaublich spannend und lehrreich. Es ist sehr schön mitzuerleben, dass eine so wichtige Arbeit wie die von [U25] ein breites Publikum bekommt und bekannter wird.

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