Beitrag von Róisín
Mein Projekt, die Tanzworkshop-Reihe im Stadtpark, hat inzwischen stattgefunden. Die Termine waren jeweils Sonntagnachmittags am 26. und 2. August und Diensta abends am 28. und 4. August 2020.
Vorbereitungsphase
Einige Wochen zuvor hatte ich mir einen Zeitplan erstellt, wann ich was erledigt haben wollte. Beispielsweise war mir wichtig, mindestens 14 Tage vor dem ersten Termin mit dem Bewerben der Veranstaltung zu beginnen. Für die Veranstaltungsbeschreibung sowie die optische Gestaltung des Flyers musste aber schon im Vorfeld das Konzept stehen, ein geeigneter Ort sowie Bilder gefunden werden, die zum Konzept passen. Die Fotos für die Veranstaltung hat eine Freundin von mir im Park Planten un Blomen gemacht.

Wegen des Veranstaltungsorts habe ich mir ziemlich den Kopf zerbrochen, weil ich gewöhnlich in geschlossenen Räumen unterrichte bzw. selbst an Workshops teilnehme. Mit einer geschlossenen Gruppe in einem geschlossenen Raum herrscht eine reale Trennung zum Rest der Welt und man hat es als Leitung in der Hand, ob der Raum als Safer Space wahrgenommen wird oder nicht. Deshalb habe ich mehrere Tage mit dem Fahrrad in Parks nach einem Spot gesucht, der nicht abgehängt, aber gleichzeitig ein wenig geschützt ist, zum Tanzen ebenerdig und gut mit der Bahn zu erreichen ist. Die Wiese im Stadtpark, diagonal zwischen Lesecafé und dem Pinguinbrunnen gelegen, kann ich nur empfehlen, falls ihr auch einmal ein Outdoor-Treffen plant 😊
Der Flyer, die Facebook-Veranstaltung und ein Instagram-Beitrag waren pünktlich fertig und doch merke ich mir für das nächste Mal, dass 4 Wochen Vorlaufzeit besser und stressfreier für mich gewesen wären. Denn ich musste gleichzeitig in relativ kurzer Zeit den Workshop näher planen und die Veranstaltung bewerben.
Ablauf
Nach und nach haben sich Teilnehmer:innen per Facebook, Instagramm, Whatsapp und Email gemeldet. Daraufhin habe ich jedem das Schutzkonzept zur Kenntnisnahme zugeschickt. Das Schutzkonzept war ein Verschnitt damals aktueller Schutzkonzepte von Sportvereinen. Es hat sich früh abgezeichnet, dass vor allem Mitglieder von Quasimodos Feierküche und Freunde von Freunden interessiert waren. Was schön ist, weil es auch ein Ziel war, nach der langen Veranstaltungspause wieder zu signalisieren, dass wieder was geht, vor allem draußen! Gleichzeitig hat es auch gezeigt, dass die Art und Weise des Teilens nicht dazu geführt hat, dass komplett neue Leute auf die Veranstaltung gestoßen sind. Für die beiden letzten Termine war die Veranstaltung auf Kulturlotse und findglobal zu finden, doch über diese Plattformen sind keine Teilnehmer:innen auf uns gestoßen.

Während wir zu zweit schon lange vor Beginn da waren, um den Platz zu sichern und alles vorzubereiten (Hütchen, Musikanlage, Hygienegel, Teilnahmeliste), sind relativ kurz vor knapp alle eingetrudelt. Beim ersten Termin waren es 12 Teilnehmer:innen. Ich habe mich kurz vorgestellt und dann haben wir in einem großen Kreis ein gemeinsames Warm-Up aus simplen Tanzbewegungen gemacht – zunächst eher sportlich, danach eher selbstironisch albern. Danach gab es eine Vorstellungsrunde, bei der, wie in der Disco, nicht aufgehört werden durfte sich zu bewegen. Zudem sollte von jedem die Frage beantwortet werden, welche Gedanken jede:r mitbringt, wenn er/sie ausgeht (in ein Tanzlokal), welche Vorurteile oder Voreingenommenheit da ist, bezüglich des (Tanz-)Verhaltens anderer Leute sowie des eigenen Verhaltens. Die Antworten fielen ganz unterschiedlich aus!

Danach folgten Übungen bzw. Spiele mit den Schwerpunkten Musikalität, Reaktionsschnelligkeit, das Einnehmen von viel und wenig Platz und schnellem und langsamem Tanzen. Entweder als gesamte Gruppe oder in zwei Gruppen aufgeteilt. Unterschwellig ging es auch um Gruppendynamik und die Wahrnehmung dessen, was die anderen tun. Anschließend habe wir eine kurze Choreografie einstudiert, mit der wir dann ein bisschen rumgespielt haben bezüglich der Steigerung des Abgehens und des Aus-sich-Rauskommens. Zum Schluss haben wir noch ein ruhiges, dafür kreatives Spiel gespielt – bis es angefangen hat zu schütten. So sind leider die Reflexionsrunde und das Cool Down ins Wasser gefallen.
Reflexion
Ich habe mir nach dem ersten Workshop notiert, dass eine gute Gruppendynamik geherrscht hat und dass sich von Anfang an alle Mühe gegeben haben alles mitzumachen. Bezüglich der Ziele, die ich im Vorfeld gesetzt hatte, habe ich erkennen können, dass alle das Maximum aus sich rausgeholt haben. Das konnte ich sowohl an den Gesichtern als auch an der Entwicklung der Tanzbewegungen ablesen. Ansonsten war eine der Übungen zu langatmig und für die folgenden Termine habe ich meine Ausgangs- und Reflexionsfrage etwas überarbeitet. Das Programm habe ich von Mal zu Mal ein klein wenig verändert, die Spiele schwieriger gestaltet und die Choreografie erweitert etc., weil durchaus einige zwei- oder dreimal gekommen sind.

Zu den folgenden Terminen habe ich mir notiert, dass mir aufgefallen ist, wie die einzelnen Teilnehmer:innen sich gegenseitig angespornt haben und „mutige“ Bewegungen und Ideen von anderen hervorgehoben wurden und diejenige Personen somit ermutigt wurden weiterzumachen. Das war schön zu beobachten und eine Verhaltensweise, die ich den Teilnehmer:innen am Ende der Stunde ans Herz gelegt habe, auch in der „echten“ Ausgehsituation beizubehalten.

Überrascht war ich von all denen, die bei der Ausgangsfrage erzählten, dass sie erst anfangen zu tanzen, wenn sie Alkohol trinken und ohne viele Erwartungen zu dem Workshop gekommen waren, dann aber im Laufe des Workshops alles gegeben haben. 😊 Abgesehen von der Entwicklung, die man mit bloßem Auge erkennen konnte, haben einige direkt erzählt, dass die Lust am Tanzen geweckt wurde und es gar nicht unangenehm war, sondern tatsächlich schön, so frei und ausgelassen zu tanzen. Generell hatten wir wahnsinniges Glück mit dem Wetter, denn es hat jedes Mal kurz vorher und/oder direkt danach angefangen zu regnen.